Wir gehen das letzte Stück deines Wegs mit dir. Eine kurze Geschichte über die Aufnahme eines Seniors in unsere Familie und der lohnenden Erfahrung, die sie bringt.
Die Adoption eines Hundeseniors
Pinsel kam am 05.01.2023 in unsere Familie. Er war im November 2022 wohl erstmalig in der renomiertesten "Hundepension" in Berlin untergebracht, weil es seinem Herrchen schlecht ging und er ins Krankenhaus musste. Kurz war er dann wohl wieder daheim, um dann im Dezember wieder in die "Pension" gebracht zu werden, da es seinem Herrchen schlechter ging und er nicht mehr nach Hause konnte, sondern in ein Pflegeheim ziehen musste. Mein Mann war damals in dieser "Pension" als Fahrer und Depp vom Dienst angestellt und (nicht nur) Pinsel rührte an seinem Herz. Durch unglückliche Umstände hatte Pinsel keinen Platz mehr, wo er hingehörte und auch keinen, wo er hingehen könnte. So verging keine lange Zeit und wir besprachen die Aufnahme dieses liebenswerten Seniors, der dann doch kurz vor dem Jahreswechsel vermittelt wurde und das Thema somit für uns "vom Tisch" war. Falsch gedacht. In diesem neuen Zuhause gab es dann, ausgerechnet über Silvester, wohl Anpassungsschwierigkeiten, weshalb er keine Woche später wieder in der "Pension" aufschlug. Wir hatten nicht geplant, einen 3. Hund aufzunehmen, doch nach einem freundlichen Telefonat mit der Familie des ehemaligen Besitzers wurden wir uns einig und Pinsel zog zu uns. Wir konnten uns einfach nicht vorstellen, diesen liebenswerten, gebrechlichen und gesundheitlich angeschlagenen, bedürftigen alten Hund auch nur einen Tag länger in der "Pension" oder erneut von A nach B gereicht zu wissen.
Seitdem vergeht kein Tag, an dem Pinsel unser Leben nicht mit Liebe, Zuneigung und seinem einzigartigen Charakter bereichert.
Pflege- und Gesundheitszustands eines Hundeseniors
Wir haben ihn nicht als Welpen gekannt, seine Junghundzeit verpasst, sein Erwachsenenalter nicht erfahren. Wir haben ihn als 14,5 jährigen alten, weisen Rüden übernommen, der uns täglich ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Klar, er kam mit ein paar kleinen und großen gesundheitlichen Wehwehchen. Sein Fell war stumpf und doch speckig, er war übergewichtig, der Glanz in seinen Augen war erloschen, die Zähne voller Zahnstein mit schlimmen Zahnfleischentzündungen und furchtbarem Mundgeruch, Arthrose in den Gelenken, chronische Niereninsuffizienz, sehr schlechtem Hörvermögen und diversen großen und kleinen Lipomen. Man sieht nur mit dem Herzen gut!
Etwa 10 Tage nach Einzug bei uns haben wir Pinsel unserer Tierarztpraxis vorgestellt. Blut für ein geriatrisches Profil abnehmen lassen, Alterscheck durchgeführt und einen Termin zur Zahnsanierung vereinbart. Pinsel bekommt gegen die Schmerzen in seinen Gelenken jetzt seit Anfang April im 5-6 wöchigen Rhythmus eine Librela-Spritze verabreicht. Das ist eine subkutane Injektion mit Antikörpern, die das Schmerzempfinden bei Osteoarthrose reduziert. Es heilt selbstverständlich keine Arthrose, ist aber im Gegensatz zu oral verabreichten Schmerzmedikamenten für den Hund besser wirksam und belastet die Stoffwechselorgane nicht. Ich kann sie uneingeschränkt empfehlen! Nach wenigen Monaten, ja nur ein paar Wochen, glänzten sein Fell und seine Augen; er verlor Gewicht, was ihn mobiler machte; seine Lebensfreude kehrte zurück, die Schmerzen ließen nach.
Der Mehrwert meines Lebens durch einen Hundesenior
- Innerhalb von ein paar Wochen war Pinsel vollkommen in unseren Haushalt integriert. Meine beiden Bosnier haben ihm sicher sehr geholfen, sich an neue Routinen zu gewöhnen und ihm Sicherheit zu vermitteln. Mein jüngster, Sammy, ist gerne der Bodyguard, wenn sich andere Hunde ihm oder dem anderen Senior zuhause zu stürmisch nähern. Am 01.07.2023 feierten wir seinen 15. Geburtstag. Wie Pinsel in nur ein paar Wochen bei uns aufblühte, neue Freunde gefunden hat und seine liebenswerte und oft schrullige Persönlichkeit zeigte, ist eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Einen Hundesenior zu adoptieren, ist eine sehr lohnende Erfahrung.
- Durch seine Langsamkeit, die die Spaziergänge bestimmt, entschleunigt er auch mich.
- Durch die Zuneigung, die er zeigt, geht mir das Herz auf.
- Durch seine Beharrlichkeit...äh Sturheit... mit Dingen, die er möchte oder nicht möchte, bringt er mich zum Lachen und lehrt mich auch, dass Grenzen ihre Berechtigung haben.
- Durch seine Gebrechlichkeit wächst meine Achtsamkeit.
- Die Freude, die er lautstark äußert (springen, rennen, hüpfen geht eben einfach nicht mehr), rührt mich.
Das Beste kommt zum Schluss und wir haben das Beste von Pinsel bekommen.
Wir gehen mit dir das letzte Stück deines Wegs, bis zum bitteren Ende und dann bleibst du in unseren Herzen für immer bei uns.